Wundversorgung: Definition, Phasen & moderne Konzepte
Die richtige Wundversorgung ist entscheidend für eine schnelle und komplikationsfreie Heilung. Sie berücksichtigt den Zustand der Wunde, das allgemeine Befinden der Patient:innen und die zugrunde liegende Ursache – immer mit dem Ziel, Infektionen vorzubeugen und die Heilung optimal zu unterstützen.
Die Wundversorgung umfasst alle medizinischen und pflegerischen Maßnahmen zur Behandlung von Wunden. Das Ziel besteht darin, die Wundheilung zu fördern, Infektionen zu verhindern und Funktionsstörungen oder Komplikationen zu vermeiden. Dazu gehören die Reinigung der Wunde, die Auswahl und der Wechsel geeigneter Wundauflagen, die Infektionskontrolle, die Schmerzlinderung, die Dokumentation sowie eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Sie umfasst die gezielte Behandlung von Hautverletzungen durch Reinigung, Verbandwechsel, Antiseptik, Débridement und Wundabschluss als Teil des umfassenden Wundmanagements. Dieses schließt auch Dokumentation, Anamnese und Pflegekoordination ein.
Wundheilungsphasen & phasengerechte Versorgung
Die Heilung verläuft in mehreren biologischen Phasen, die sich teilweise überschneiden:
- Exsudations- / Entzündungsphase (ca. 1.–4. Tag):
- Abtransport von Keimen, Zelltrümmern und Fremdmaterial
- Typisch: Schwellung, Rötung, Wärme, Wundsekret
- Granulationsphase (ca. 4. – 14. Tag):
- Bildung von Granulationsgewebe (Kapillaren, Bindegewebe)
- Grundlage für neue Haut- und Gewebestruktur
- Epithelisierungs- und Remodellierungsphase (bis mehrere Monate):
- Ausbildung einer geschlossenen Hautschicht
- Narbenbildung und Festigung des Gewebes
Moderne Wundversorgung arbeitet phasengerecht:
- feuchte Wundauflagen (Hydrogele, Hydrofasern, Schaumverbände, Folien)
- lokal wirksame Antiseptika bei Infektionsgefahr
- ggf. Unterdrucktherapie bei chronischen oder großen Wunden
Kernelemente professioneller Wundversorgung
Die moderne Wundversorgung folgt klaren Standards, die sich an medizinischen Leitlinien und praktischer Erfahrung orientieren. Neben der phasengerechten Behandlung spielen vor allem Maßnahmen zur Infektionskontrolle, eine kontinuierliche Beobachtung der Heilungsverläufe und die gezielte Anleitung der Patientinnen und Patienten eine zentrale Rolle.
Dabei ist es wichtig, dass die Versorgung nicht nur die Wunde selbst, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit betrachtet. Denn Vorerkrankungen, Risikofaktoren und Lebensumstände beeinflussen die Heilung maßgeblich. Eine strukturierte Herangehensweise ermöglicht es dem Behandlungsteam, individuell auf die Patientinnen und Patienten einzugehen und die Therapie kontinuierlich anzupassen.
Um die wesentlichen Aspekte übersichtlich darzustellen, lassen sich die zentralen Bausteine professioneller Wundversorgung in folgende Schwerpunkte gliedern:
- Reinigung & Desinfektion
Entfernung von Belägen, Keimen und Fremdkörpern fördert eine saubere Heilungsumgebung
- Phasengerechte Auflagenauswahl
z. B. Hydrogele (bei trockenen Wunden), Schaumverbände (bei exsudierenden Wunden), Folien (zum Schutz)
- Infektions- & Exsudatkontrolle
Erhaltung eines feuchten, aber kontrollierten Milieus; Einsatz modernster Wundauflagen oder Vakuumtherapie
- Interdisziplinäres Wundmanagement
Einbindung von Ärzt:innen, Pflege, Ernährungsberatung und ggf. Physiotherapie
- Nachsorge & Rezidivprophylaxe
z. B. Kompressionstherapie bei venösen Ulzera, Hautpflege, Patientenschulung
Für Patient:innen
erklärt
Wundversorgung bedeutet mehr als nur „ein Pflaster aufkleben“. Pflegekräfte und Ärzt:innen sorgen dafür, dass die Wunde sauber bleibt, Keime keine Chance haben und die Heilung optimal unterstützt wird. Besonders bei chronischen Wunden (z. B. Ulcus cruris, diabetisches Fußsyndrom oder Druckgeschwüre) ist eine konsequente Betreuung entscheidend. Nur so lässt sich die Heilung langfristig sichern und Rückfällen vorbeugen.
Häufige Fragen
zur Wundversorgung (FAQ)
Zur Wundversorgung zählen alle Maßnahmen, die dazu beitragen, dass eine Verletzung oder chronische Wunde optimal heilt. Dazu gehören die Reinigung und Desinfektion der Wunde, die Wahl geeigneter Wundauflagen sowie die regelmäßige Kontrolle und Pflege.
Das Hauptziel ist die Heilung der Wunde unter Vermeidung von Infektionen und Komplikationen. Moderne Konzepte setzen auf ein feuchtes Wundmilieu, um die natürlichen Heilungsprozesse des Körpers zu unterstützen und Schmerzen zu reduzieren.
Man unterscheidet akute Wunden (z. B. Schnittwunden, Schürfwunden, Operationswunden) und chronische Wunden (z. B. Dekubitus, Ulcus cruris, diabetisches Fußsyndrom). Letztere heilen oft nur langsam oder gar nicht ohne spezielle Behandlung.
Bei chronischen Wunden reicht ein Pflaster nicht aus. Hier ist ein strukturiertes Wundmanagement erforderlich, das eine Ursachenbehandlung (z. B. Kompression bei Venenschwäche), eine fachgerechte Reinigung und ein Debridement, moderne Wundauflagen und eine regelmäßige ärztliche Kontrolle umfasst.
Entscheidend sind regelmäßige Kontrollen, die Einhaltung ärztlicher Anweisungen, die Vermeidung von Risikofaktoren (z. B. Rauchen, Übergewicht) und eine gute Hautpflege. Auch Bewegung unterstützt die Durchblutung und fördert die Heilung.
Ja, es gibt eine Vielzahl moderner Wundauflagen, Verbandmaterialien und Kompressionsprodukte. Welche Produkte geeignet sind, hängt von der Wundart und dem Heilungsstadium ab. Die Auswahl sollte immer mit Fachpersonal abgestimmt werden.
Quellen:
- Leitlinie Wundversorgung chronischer Wunden – AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften), Registernr. 091-001 (S3-Leitlinie)
- Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW) – Fachinformationen zu Phasen und Methoden moderner Wundversorgung
- Robert Koch-Institut (RKI) – Empfehlungen zu Infektionsprävention in der Wundversorgung
- WHO (World Health Organization) – Wound and wound management guidelines