Rezidivprophylaxe: Rückfällen vorbeugen – nachhaltig heilen
Nach der Abheilung einer chronischen Wunde beginnt die eigentliche Herausforderung: Rückfälle zu verhindern und die Haut dauerhaft gesund zu erhalten.
Als Rezidivprophylaxe werden alle vorbeugenden Maßnahmen bezeichnet, die verhindern sollen, dass eine bereits abgeheilte Erkrankung – insbesondere eine chronische Wunde – erneut auftritt. In der Wundversorgung ist die Rezidivprophylaxe ein zentraler Bestandteil der Langzeittherapie, beispielsweise nach einem venösen Ulkus (Ulcus cruris venosum).
Das Ziel besteht darin, Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und durch eine strukturierte Pflege, geeignete Hilfsmittel und Patientenschulungen Rückfälle zu vermeiden. Denn jede wiederkehrende Wunde bedeutet nicht nur eine körperliche Belastung für die Patientinnen und Patienten, sondern auch erhöhte Therapie- und Pflegekosten.
Warum ist Rezidivprophylaxe wichtig?
Chronische Wunden wie das Ulcus cruris entstehen häufig durch langjährige Grunderkrankungen, zum Beispiel eine chronisch-venöse Insuffizienz. Auch wenn die Wunde verheilt ist, bleibt das Grundleiden in der Regel bestehen. Ohne gezielte Nachsorge besteht ein hohes Risiko für Rückfälle. Studien zeigen, dass bis zu 70 % der Ulzera wiederkehren, wenn keine konsequente Rezidivprophylaxe erfolgt.
Wichtige Maßnahmen der Rezidivprophylaxe
- 1. Langfristige Kompressionstherapie
Nach der Abheilung eines venösen Ulcus cruris ist die dauerhafte Anwendung medizinischer Kompressionsstrümpfe entscheidend. Diese reduzieren den venösen Druck und fördern die Durchblutung.
- 2. Hautpflege und regelmäßige Kontrolle
Die gefährdeten Hautareale sollten regelmäßig inspiziert, gepflegt und mit geeigneten Pflegeprodukten versorgt werden, beispielsweise mit rückfettenden, nicht reizenden Cremes.
- 3. Bewegung und Muskeltraining
Regelmäßige körperliche Aktivität, vor allem Bewegung der Beine, aktiviert die Muskelpumpe. Das unterstützt den venösen Rückstrom und senkt das Rückfallrisiko.
- 4. Patientenschulung und Eigenverantwortung
Patient:innen und Angehörige sollten im Umgang mit Kompression, Hautpflege und Risikofaktoren geschult werden. So wird das Verständnis für die eigene Erkrankung gestärkt.
- 5. Ernährungs- und Lebensstilberatung
Eine ausgewogene Ernährung und die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht helfen, das Immunsystem zu stärken und die Wundheilung langfristig zu stabilisieren.
Für Patient:innen
erklärt
Nur weil eine Wunde abgeheilt ist, bedeutet das nicht, dass man dauerhaft sorgenfrei bleibt. Viele chronische Wunden, wie beispielsweise ein „offenes Bein“ (Ulcus cruris), können nach einiger Zeit wieder auftreten. Um dies zu verhindern, empfehlen Ärzt:innen und Pflegefachkräfte verschiedene Maßnahmen:
- Kompressionsstrümpfe tragen: Sie sind das wichtigste Hilfsmittel, da sie den Blutfluss verbessern und das Entstehen neuer Wunden verhindern können. Anfangs ist das ungewohnt, aber mit etwas Geduld werden sie zum Alltag.
- Die Haut sollte regelmäßig gepflegt werden, da trockene Haut oder kleine Verletzungen erneut Probleme verursachen können. Eine rückfettende Creme schützt die Haut und macht sie widerstandsfähiger.
Bewegung einbauen: Spaziergänge, Radfahren oder einfache Gymnastik für die Beine stärken die Muskelpumpe und helfen dem Blut, besser zum Herzen zurückzufließen.
Regelmäßig kontrollieren: Wer früh bemerkt, dass sich die Haut verfärbt, anschwillt oder wieder schmerzt, kann sofort handeln und so ein Wiederaufflammen der Beschwerden verhindern.
Gesund leben: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Nichtrauchen und ein stabiles Körpergewicht tragen dazu bei, dass die Haut lange gesund bleibt.
Merke: Rückfälle lassen sich in vielen Fällen verhindern – wichtig ist, dass Betroffene aktiv mitarbeiten und die Empfehlungen konsequent umsetzen.
Häufige Fragen
zur Rezidivprophylaxe (FAQ)
Der Begriff beschreibt alle Maßnahmen, die verhindern sollen, dass eine bereits geheilte Erkrankung – etwa ein venöses Ulkus – erneut auftritt.
Weil die Grunderkrankung meist bestehen bleibt und ohne konsequente Nachsorge ein hohes Rückfallrisiko besteht – oft mit komplizierterem Verlauf als beim ersten Mal.
Vor allem das Tragen von Kompressionsstrümpfen, regelmäßige Hautpflege, Bewegung und Kontrolle durch Fachpersonal. Auch Schulungen und ein gesunder Lebensstil sind essenziell.
In der Regel lebenslang, besonders bei chronischen Grunderkrankungen wie der CVI. Die Maßnahmen sollten individuell angepasst und regelmäßig überprüft werden.
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (DGP). S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum (AWMF-Register-Nr. 037/009). 2024. Zugriff am 23. Juli 2025. https://register.awmf.org/assets/guidelines/037-009l_S2k_Diagnostik-Therapie-Ulcus-cruris-venosum__2024-01_1.pdf
- Initiative Chronische Wunden (ICW). Online-Modul Wundversorgung 14: Ulcus cruris venosum. Februar 2025. Zugriff am 23. Juli 2025. https://www.icwunden.de/wp-content/uploads/2025/02/FINAL_OMW-14-UCV.pdf
- Pflege.de. Venöses Ulkus (Ulcus cruris venosum): Ursachen, Symptome und Behandlung. Zugriff am 23. Juli 2025. https://www.pflege.de/krankheiten/chronische-wunde/ulcus-cruris/
- Deximed. Kompressionstherapie und Wundversorgung. Zugriff am 23. Juli 2025. https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/patienteninformationen/behandlungen/kompressionstherapie-und-wundversorgung
- Hartmann Gruppe. Wundversorgung unter dem Kompressionsverband – was ist zu beachten?. Zugriff am 23. Juli 2025. https://www.hartmann.info/de-de/wissen/a/d/wundversorgung-unter-dem-kompressionsverband