Palliative Wunde: Definition, Versorgung & Ziele
Palliative Wunden sind eine besondere Herausforderung in der Wundversorgung. Hierbei steht nicht mehr die vollständige Heilung im Vordergrund, sondern die bestmögliche Linderung von Beschwerden und die Erhaltung der Lebensqualität.
Die Versorgung von Wunden ist eine zentrale Herausforderung in der Palliativmedizin. Bei einer palliativen Wunde handelt es sich um eine chronische Wunde, die nicht mehr mit dem Ziel der vollständigen Heilung behandelt wird. Im Vordergrund steht stattdessen die Linderung von Beschwerden wie Schmerzen, Geruch, Exsudat (Wundflüssigkeit) oder Juckreiz. Die palliative Wundversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der Palliativmedizin und zielt darauf ab, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu erhalten oder zu verbessern. Sie erfordert ein interdisziplinäres Vorgehen sowie eine sensible und individuelle Pflegeplanung, die sich an den körperlichen, seelischen und sozialen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientiert.
Was ist eine palliative Wunde?
Eine palliative Wunde ist eine Wunde, bei der eine kurative Behandlung (das heißt eine vollständige Heilung) nicht mehr im Vordergrund steht oder sogar ausgeschlossen ist. Dies ist meist auf eine fortgeschrittene, unheilbare Grunderkrankung im Rahmen einer palliativen Versorgungssituation zurückzuführen.
Typische palliative Wunden sind:
- tumorbedingte (maligne) Wunden oder exulzerierende Tumorwunden.
- chronische Wunden, bei denen eine Heilung oder maßgebliche Verkleinerung nicht erreichbar ist, beispielsweise bei ausgeprägter Durchblutungsstörung ohne Revaskularisationsmöglichkeit, terminales Ulcus cruris oder nicht entlastbares diabetisches Fußulkus.
- Dekubitus (Druckgeschwüre) im unmittelbaren Sterbeprozess.
Im Fokus steht das multidimensionale Ziel der Symptomkontrolle
- Schmerzreduktion,
- Management von übelriechenden Absonderungen und Exsudat
- Blutungs- und Infektionsprophylaxe.
- Die Versorgung erfolgt unter Berücksichtigung von Ästhetik, Autonomie und sozialer Integration.
- Förderung von Würde und Lebensqualität durch pflegerische Zuwendung, Aufklärung und Einbezug von Angehörigen.
- Individuelle Therapieplanung je nach Symptomlage, Grunderkrankung und Patientenwunsch.
Die Wundversorgung verfolgt hier einen symptomorientierten Ansatz, nicht das Ziel einer vollständigen Abheilung.
Gut zu wissen:
Heilung ist nicht das Ziel, sondern eine möglichst beschwerdearme Versorgung. Da sich Symptome ändern können, ist eine regelmäßige Reevaluation wichtig. Die Wünsche der Patientinnen und Patienten stehen im Mittelpunkt.
Merksatz für den
Versorgungsalltag
„Palliative Wundversorgung bedeutet: lindern statt heilen – und dabei Lebensqualität erhalten.“
Für Patient:innen
erklärt
Manche Wunden können nicht mehr vollständig heilen – zum Beispiel bei schweren Erkrankungen oder am Lebensende. In solchen Fällen spricht man von palliativen Wunden. Die Behandlung verfolgt hier ein anderes Ziel: nicht die Heilung, sondern die Linderung von Beschwerden.
Das bedeutet konkret: Schmerzen sollen nachlassen, unangenehmer Geruch wird reduziert, und austretende Flüssigkeit (Exsudat) wird mit speziellen Auflagen aufgenommen. So bleibt die Haut geschützt und die Belastung durch die Wunde wird kleiner.
Auch das persönliche Wohlbefinden steht im Mittelpunkt: Die Versorgung wird so angepasst, dass Sie oder Ihre Angehörigen sich wohler fühlen und möglichst wenig Einschränkungen im Alltag haben.
Häufe Fragen
zur palliativen Wunde (FAQ)
Eine palliative Wunde ist eine chronische, nicht heilbare Wunde. Hier geht es nicht um Abheilung, sondern um die Linderung von Schmerzen, Geruch, Exsudat und psychosozialen Belastungen.
Immer dann, wenn eine Wunde aufgrund einer Grunderkrankung oder des Allgemeinzustands nicht mehr vollständig abheilen kann und stattdessen symptomorientierte Maßnahmen im Vordergrund stehen.
Schmerzen sind bei palliativen Wunden häufig sehr belastend. Deshalb gehört eine konsequente Schmerztherapie – lokal und systemisch – zu den wichtigsten Bestandteilen der Versorgung.
Zum Einsatz kommen Auflagen, die Geruch binden (z. B. Aktivkohle), Exsudat regulieren (z. B. Superabsorber) oder Schmerzen reduzieren (atraumatische Silikonauflagen).
Lebensqualität bedeutet für Patient:innen vor allem weniger Beschwerden, mehr Würde im Alltag und die Möglichkeit, soziale Kontakte und persönliche Routinen trotz der Wunde aufrechtzuerhalten.
Quellen:
- Initiative Chronische Wunden (ICW). Expertenwissen: Palliative Wundversorgung. PDF-Dokument. Online verfügbar unter: https://www.icwunden.de/wp-content/uploads/2025/02/expertenwissen-palliative-wundversorgung.pdf [Zugriff: 25. August 2025].
- Dissemond J. et al.: Aspekte der palliativen Wundversorgung, Mölnlycke 2023.
- DRACO. Palliativmedizin – Wundversorgung bei Palliativpatienten. Online verfügbar unter: https://www.draco.de/palliativmedizin-wundversorgung-bei-palliativpatienten [Zugriff: 25. August 2025].