Mazeration: Aufweichung der
Hautränder durch Überfeuchtung

Wenn der Wundrand oder die Wundumgebung durch übermäßige Feuchtigkeit aufquellen und ihre Schutzfunktion verlieren, spricht man von Mazeration. Dies ist ein Hindernis für die Heilung und sollte daher gezielt vermieden werden.

Was ist Mazeration?

Als Exsudat (Wundexsudat) wird die bei Entzündungen und Gewebsverletzungen aus Blut- und Lymphgefäßen austretende Flüssigkeit bezeichnet. Sie besteht aus Wasser, Elektrolyten, Enzymen, Nährstoffen, Immunzellen, Entzündungsmediatoren und Wachstumsfaktoren. Aufgrund dieser Zusammensetzung ist das Exsudat ein essenzieller Bestandteil der Wundheilung.

Die durch Entzündungsmediatoren (wie z. B. Histamin) verursachte erhöhte Gefäßdurchlässigkeit führt dazu, dass mehr Flüssigkeit ins Wundbett austritt. Das Exsudat hält die Wunde feucht, unterstützt das Ausspülen von Zelltrümmern und Fremdstoffen und versorgt das Gewebe mit wichtigen Botenstoffen, welche die Neubildung von Zellen fördern.

Im Verlauf der Heilung variiert die Menge des Exsudats: Zu Beginn, in der sogenannten Reinigungsphase, ist eine hohe Exsudatproduktion normal und notwendig. In späteren Phasen sinkt die Produktion, um die Feuchtigkeit optimal zu regulieren.

Ein ausgewogenes Exsudatmanagement zielt daher darauf ab, das Gleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig Wundflüssigkeit zu wahren. Dazu gehört die Auswahl geeigneter Wundauflagen mit ausreichender Saugfähigkeit, die Infektionskontrolle und die Anpassung der Verbandwechselintervalle an die individuellen Bedürfnisse, um einen optimalen Heilungsverlauf zu gewährleisten.

Typische Auslöser

  • Starkes/anhaltendes Exsudat (z. B. bei venösen Ulzera, Lymphödem, Ödemlage)

  • Okklusive/zu dichte Verbandssysteme oder zu seltene Verbandwechsel

  • Exogene Feuchtigkeit: Schweiß in Hautfalten, Inkontinenz (IAD), Sekrete

  • Fehlendes Exsudatmanagement (unzureichende Saug-/Rückhaltekapazität der Auflage)

  • Fehlerhafte Kompression bei phlebologischen Wunden (unzureichende Ödemkontrolle)

Risikogruppen

Menschen mit CVI/venösen Ulzera, Lymphödem, Diabetes, Inkontinenz, Adipositas (Intertrigo), hoher Immobilität oder malnutritivem Status sind besonders gefährdet.

Definition (medizinisch)

Unter Mazeration versteht man in der Wundbehandlung eine feuchtigkeitsassoziierte Hautschädigung (MASD) der Wundumgebung:

  • Lokalisation: periwundär, zusammenhängend mit dem Wundrand oder in feuchtigkeitsbelasteten Arealen (z. B. Leisten, Gesäßfalte, unter Verbänden)
  • Morphologie: weißlich-glasige, teigige Epidermis, weiche Aufrauung, teils erosiv, oft blanchierbar (vorübergehende Aufhellung bei Druck)
  • Funktion: gestörte Barriere, erhöhte Anfälligkeit für Keime, verminderte Gewebe-Resilienz gegen Druck/Scherkräfte
  • Konsequenz für die Wunde: Unterminierung und Aufweitung der Wundränder, verlängerte Entzündungsphase, verzögerter Übergang in die Granulation/Epithelisierung

Abgrenzung/ Differenzialdiagnosen

  • MASD-Subtypen: Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD), intertriginöse Dermatitis, peristomale/periwundäre MASD
  • Kontaktdermatitis (z. B. auf Salben/Verbände) – eher erythematös, trocken/schuppig
  • Candidiasis – häufig mazeriert + erythematös mit satellitenförmigen Pusteln
  • Bakterielle Infektion/Erysipel – ausgeprägte Rötung, Wärme, Schmerz, Allgemeinsymptome

Praxisrelevanz
Mazeration ist kein kosmetisches Nebenproblem, sondern ein Behandlungshemmnis: Sie verlängert Liegedauer und Materialaufwand, erhöht das Infektions- und Schmerzrisiko und erfordert eine unverzügliche Anpassung von Exsudatmanagement, Verbandstrategie und ggf. Kompression/Offloading.

Mazeration in der Wundversorgung – Erkennen, Verhindern, Behandeln

Erkennen
  • Haut wirkt weißlich, glasig, teigig und ist leicht verletzlich.

  • Häufig finden sich aufgeweichte Wundränder, Randausfransungen oder kleine Erosionen.

  • Betroffene berichten oft von Brennen, Schmerzen oder Hautempfindlichkeit.

Verhindern
  • Exsudatmanagement optimieren: Hochsaugende Auflagen (z. B. Superabsorber, Alginate, Hydrofaser).

  • Schutz der Wundumgebung: Hautschutzfilme, Barrieresprays, rückfettende Pflegeprodukte.

  • Regelmäßige Kontrolle: Häufige Verbandkontrolle und ggf. Wechselintervalle verkürzen.

  • Risikobereiche berücksichtigen: Besonders bei Inkontinenz, Hautfalten oder Ödemen.

Behandeln
  • Ursache beheben: Verbandssystem anpassen, Exsudatfluss regulieren.

  • Periwundhaut regenerieren: Schutzpräparate einsetzen, Hautpflege fortführen.

  • Infektionsrisiko minimieren: Antiseptische Auflagen oder antimikrobielle Therapie bei Verdacht auf Besiedelung.

  • Patient:innen einbeziehen: Schulung zu Selbstkontrolle (z. B. Beobachtung von Rötung oder Brennen).

Warum ist Mazeration gefährlich?

  • Die aufgeweichte Hautbarriere schützt nicht mehr ausreichend, sodass Keime und Schadstoffe eindringen können, was das Infektionsrisiko erhöht.
  • Verzögerte Heilung und Schmerzen: Mazeration lässt Wunden schlechter heilen und macht den Verbandswechsel unangenehmer.
  • Langfristige Hautschäden: Eine dauerhafte feuchte Schädigung kann zu Dermatitis, Nekrosen oder Narbenbildung führen.

Ursachen und Risikofaktoren

– Anhaltend hohes Exsudat durch entzündete Wunden

– Häufiger Kontakt zu Körperflüssigkeiten, beispielsweise bei Inkontinenz

– Falsche oder zu feuchte Verbandwahl

– Unzureichender Hautschutz in Hautfalten oder sensiblen Zonen.

Prävention und praktische Maßnahmen

  • Absorbierende Wundauflagen: Alginate und Superabsorber binden überschüssige Feuchtigkeit besonders effektiv.
  • Barrierefilme und Hautpflege: Transparente Schutzfilme bewahren sensible Haut, Cremes mit Barriereeffekt erhalten die intakte Epidermis.
  • Häufige Kontrolle und Anpassung: Die Beobachtung des Hautzustands und regelmäßige Verbandwechsel verhindern ein Überquellen.

Merksatz für den
Versorgungsalltag

„Feuchtigkeit unterstützt, aber nur dosiert – zu viel schadet der Wundumgebung“

Für Patient:innen
erklärt

Was ist Mazeration?

Bleibt die Haut rund um die Wunde ständig feucht, kann sie weich und verletzlich werden. Das hemmt die Heilung und erhöht das Risiko für Schmerzen oder Entzündungen. Spezielle Wundauflagen und Hautschützer helfen dabei, die Feuchtigkeit zu regulieren und die Haut stabil zu halten.

Häufe Fragen
zu tiefen Wunden (FAQ)

Aufweichung oder Aufquellen von Wundrandhaut durch übermäßige Feuchtigkeit, etwa durch Exsudat oder Körperflüssigkeiten

Sie schwächt den Schutz der Haut, verzögert die Heilung und erhöht das Infektionsrisiko sowie Schmerzen beim Verbandwechsel.

Wundränder erscheinen glasig weiß, weich, aufgeraut und reaktiv – häufig begleitet von Rötung oder Hautläsion.

Hochabsorbierende Auflagen, Schutzfilme, sanfte Hautpflege und regelmäßige Soor/Befeuchtungskontrolle.

Quellen:

  • Initiative Chronische Wunden e. V. (ICW). Standards und Definitionen in der Wundversorgung: Mazeration. Letzte Aktualisierung 2023. Zugriff am 22. August 2025. https://www.icwunden.de/wundwissen/standards-definitionen/

  • 3M & WUWHS – World Union of Wound Healing Societies. Internationale Best-Practice-Empfehlungen: Prävention und Management feuchtigkeitsassoziierter Hautschäden (MASD, inkl. Mazeration). PDF-Broschüre, 2020. Zugriff am 22. August 2025. https://multimedia.3m.com/mws/media/1938604O/wint-international-best-practice-recommendations-masd-dach-de.pdf

  • Cutting, K. F. „Maceration of the Skin and Wound Bed: Nature and Causes.“ Journal of Wound Care 11, Nr. 7 (2002): 283–287. DOI:10.12968/jowc.2002.11.7.26534.

  • Coloplast Professional. Wund-ABC: Mazeration. Fachbeitrag. Zugriff am 22. August 2025. https://www.coloplastprofessional.de/wundversorgung/fort-und-weiterbildung/wundwissen/information/wund-abc/mazeration/

  • GMS Hygiene and Infection Control. „Hautpflege und Mazerationsprophylaxe bei chronischen Wunden.“ GMS Hygiene and Infection Control 1 (2006). Zugriff am 21. August 2025. https://www.egms.de/static/de/journals/dgkh/2006-1/dgkh000005.shtml