Chronische Wunde
Definition, Ursachen & Therapieoptionen
Chronische Wunden sind langwierige Hautverletzungen, die trotz fachgerechter Versorgung persistieren – häufig sind zugrunde liegende Erkrankungen die Ursache, die eine Heilung gezielt verhindern.
Was ist eine chronische Wunde?
Eine chronische Wunde ist eine Verletzung der Haut oder des darunterliegenden Gewebes, die innerhalb von acht Wochen nicht vollständig abheilt oder bei der kein normaler Heilungsprozess mehr stattfindet. Im Gegensatz zu akuten Wunden, die nach operativen Eingriffen oder Verletzungen meist komplikationslos verheilen, bleiben chronische Wunden häufig bestehen und neigen zu Rückfällen.
Abgesehen von dieser Einordnung gibt es Fälle, in denen Wunden von Anfang an als chronisch eingestuft werden müssen, beispielsweise bei Ulcus cruris, Dekubitus oder dem diabetischen Fußsyndrom.
Warum bleiben chronische Wunden bestehen?
Insbesondere in der Entzündungsphase stagniert ihre Heilung, da entzündliche Faktoren wie Proteasen und Zytokine im Wundmilieu überaktiv bleiben und somit die Regeneration blockieren.
Ursachen chronischer Wunden
Die Entstehung einer chronischen Wunde ist komplex und wird oft durch Grunderkrankungen oder Risikofaktoren begünstigt:
- Durchblutungsstörungen: z. B. bei arterieller Verschlusskrankheit oder venöser Insuffizienz → Ulcus cruris venosum/arteriosum
- Diabetes mellitus: diabetisches Fußsyndrom (DFS) mit Neuropathien und Durchblutungsproblemen
- Druckbelastung: Dekubitus (Druckgeschwür) bei Immobilität
- Infektionen: wiederkehrende oder nicht ausreichend behandelte Infektionen verzögern den Heilungsprozess
- Weitere Faktoren: Rauchen, Übergewicht, Mangelernährung, geschwächtes Immunsystem oder hohe Hautfeuchtigkeit
Warum ist das wichtig für die Versorgung?
Chronische Wunden sind nicht nur physisch belastend – Schmerzen, Geruch und wiederkehrende Verbandswechsel schränken Lebensqualität und Mobilität stark ein. Zudem entstehen hohe Kosten für Material und Pflegeleistungen.
Moderne Therapieoptionen
Die Behandlung chronischer Wunden erfordert ein interdisziplinäres Wundmanagement, das ärztliche, pflegerische und ggf. auch physiotherapeutische Maßnahmen kombiniert. Zentrale Bausteine sind:
- Moderne Wundversorgung: feuchte Wundtherapie mit speziellen Wundauflagen (Hydrogele, Schäume, Alginate etc.)
- Ursachenbehandlung: z. B. konsequente Kompressionstherapie beim Ulcus cruris, Blutzuckerkontrolle bei Diabetes
- Infektionskontrolle: z. B. antimikrobielle Auflagen oder systemische Antibiotikatherapie
- Druckentlastung: Lagerung und Hilfsmittel bei Dekubitus, orthopädische Spezialschuhe bei DFS
- Dokumentation & Verlaufskontrolle: engmaschige Beobachtung des Heilungsverlaufs
- Prävention und Rezidivprophylaxe: Schulung der Betroffenen, Hautpflege, regelmäßige ärztliche Kontrollen
Moderne Therapieoptionen
Die Behandlung einer chronischen Wunde besteht immer aus mehreren Bausteinen, die individuell auf den oder die Betroffene:n abgestimmt werden. Ein wichtiger Bestandteil ist die moderne Wundversorgung, bei der spezielle Wundauflagen eingesetzt werden. Durch die sogenannte feuchte Wundtherapie entsteht ein heilungsförderndes Milieu, das die Neubildung von Hautzellen unterstützt. Je nach Wundsituation kommen dabei Hydrogele, Schäume oder Alginate zum Einsatz.
Ebenso entscheidend ist die konsequente Therapie der zugrunde liegenden Ursachen. So wird bei einem Ulcus cruris häufig eine konsequente Kompressionstherapie durchgeführt, während bei Menschen mit Diabetes eine stabile Blutzuckereinstellung im Vordergrund steht.
Auch die Infektionskontrolle spielt eine große Rolle. Hierbei sorgen antimikrobielle Wundauflagen oder – wenn notwendig – eine systemische Antibiotikatherapie dafür, dass Keime zurückgedrängt werden und die Heilung nicht weiter gestört wird.
Darüber hinaus ist die Druckentlastung von großer Bedeutung, beispielsweise durch spezielle Lagerungen oder Hilfsmittel bei Dekubitusgeschwüren sowie durch orthopädische Entlastungsschuhe beim diabetischen Fußsyndrom.
Damit der Heilungsverlauf nachvollziehbar bleibt, gehört außerdem eine sorgfältige Dokumentation und Verlaufskontrolle dazu. So können alle Beteiligten den Fortschritt beobachten und die Versorgung bei Bedarf anpassen.
Schließlich ist auch an die Prävention und Rezidivprophylaxe zu denken. Dazu zählen eine regelmäßige Hautpflege, Schulungen für die Betroffenen und ihre Angehörigen sowie ärztliche Kontrollen, um Rückfälle zu vermeiden und die Lebensqualität langfristig zu verbessern.
Unterschied: Chronische Wunde und akute Wunde
Um eine chronische Wunde besser zu verstehen, ist ein Vergleich mit einer akuten Wunde hilfreich. Beide haben unterschiedliche Ursachen und verlaufen unterschiedlich.
- Akute Wunden entstehen durch äußere Einwirkungen wie Schnittverletzungen, Stürze, Verbrennungen oder Verätzungen sowie nach ärztlichen Eingriffen (Operationswunden).
- Chronische Wunden entstehen dagegen meist durch innere Ursachen oder Grunderkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus, Herzschwäche, Immunschwächen oder anhaltende Druckbelastung.
- Akute Wunden heilen – je nach Größe, Tiefe und Lokalisation – in einem vorhersehbaren Zeitraum ab. Sobald die Wunde geschlossen ist, gilt der Heilungsprozess als abgeschlossen.
- Chronische Wunden zeigen auch nach acht Wochen keine wesentliche Heilungstendenz. Dies ist oft auf ausbleibende Wachstumsphasen der Haut oder eine dauerhafte Belastung zurückzuführen, die die Heilung verhindert.
Akute vs. chronische Wunde im Überblick
- Entstehung
Chronische Wunde: Durch innere Faktoren / Erkrankungen (Diabetes, Durchblutungsstörung, Druck, Infektion)
Akute Wunde: Durch äußere Faktoren (Schnitt, Sturz, Verbrennung, OP)
- Dauer
Chronische Wunde: Keine Heilung nach 8 Wochen oder wiederkehrende Wunden
Akute Wunde: Heilung in vorhersehbarem Zeitraum
- Behandlung
Chronische Wunde: Spezialisierte Wundversorgung, Ursachenbehandlung, interdisziplinäres Wundmanagement
Akute Wunde: Reinigung, Verband, ggf. Naht
Merksatz für den Praxisalltag
„Chronische Wunden sind Signalgeber. Sie zeigen uns, dass die Störung tiefer liegt als im offenen Gewebe.“
Für Patient:innen
erklärt:
Eine chronische Wunde bedeutet, dass eine Verletzung der Haut einfach nicht richtig zuheilen will. Normalerweise ist eine Wunde nach einigen Wochen geschlossen – bei chronischen Wunden kann sich der Heilungsprozess aber deutlich hinziehen oder ganz stocken. Gründe dafür sind zum Beispiel schlechte Durchblutung, Diabetes, Druckstellen oder Infektionen. Chronische Wunden betreffen deshalb häufig die Beine (offenes Bein), die Füße (diabetischer Fuß) oder Stellen am Körper, auf denen lange Druck lastet (wie am Gesäß oder Rücken bei bettlägerigen Menschen).
Eine moderne Wundversorgung bedeutet: Die Wunde wird fachgerecht gereinigt und abgedeckt, damit sie in einer „feuchten Wundumgebung“ besser heilen kann. Gleichzeitig schaut man aber auch: Warum heilt die Wunde nicht? – also z. B. Blutzucker, Durchblutung oder Druck. Ziel ist, dass die Wunde langsam, aber sicher abheilt und nicht immer wieder neu auftritt.
Häufige Fragen zu
chronischer Wunde (FAQ)
Eine Wunde, die auch nach 8 Wochen nicht vollständig abgeheilt ist oder bei der kein normaler Heilungsprozess einsetzt.
-
Offenes Bein (Ulcus cruris venosum/arteriosum)
-
Diabetischer Fuß (DFS)
-
Druckgeschwüre (Dekubitus)
Die moderne Wundversorgung umfasst feuchte Wundheilung, spezielle Auflagen, die Behandlung der Grunderkrankung, Druckentlastung und Infektionskontrolle.
Ja, wenn die Ursachen erkannt und konsequent behandelt werden, ist eine vollständige Abheilung möglich. Wichtig sind dabei Geduld, regelmäßige Kontrollen und eine fachgerechte Betreuung.
Quellen:
- Initiative Chronische Wunden (ICW) e.V. Standards/Definitionen – Chronische Wunde. Zugriff am 23. Juli 2025
- de. Chronische Wunde: Ursachen, Symptome und Behandlung. Zugriff am 23. Juli 2025
- DocCheck Flexikon. Chronische Wunde – Definition. Zugriff am 23. Juli 2025.