Chronisch venöse Insuffizienz CVI
(Insufficientia venosa chronica):
Ursachen, Stadien & Behandlung
Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) ist eine der häufigsten Erkrankungen der Beinvenen, die sich oft schleichend entwickelt. Bleibt sie unbehandelt, kann sie nicht nur zu Beschwerden wie Schwellungen oder Krampfadern führen, sondern auch zu schwer heilenden offenen Beinen.
Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) ist eine weit verbreitete Erkrankung des Venensystems, die vor allem die Beine betrifft. Sie entwickelt sich schleichend und führt unbehandelt zu Schwellungen, Hautveränderungen bis hin zu offenen Beinen (Ulcus cruris). Besonders gefährdet sind Menschen mit stehender oder sitzender Tätigkeit, ältere Personen oder Patient:innen mit einer Venenthrombose in der Vorgeschichte. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um Folgeschäden zu vermeiden.
Wie entsteht chronisch venöse Insuffizienz?
Häufige Ursachen & Risikofaktoren:
Primäre CVI (idiopathisch):
- Venenklappeninsuffizienz bei fehlender struktureller Venenerkrankung
- genetische Prädisposition
Sekundäre CVI (z. B. postthrombotisch):
- Postthrombotisches Syndrom (PTS) nach tiefer Beinvenenthrombose (TVT)
- frühere Venenoperationen mit Klappenverletzung
- chronische Immobilität
Weitere Risikofaktoren:
- Bewegungsmangel, stehende oder sitzende Tätigkeiten
- Schwangerschaft (erhöhter intraabdomineller Venendruck)
- Adipositas
- höheres Alter
- hormonelle Faktoren
Woran erkennt man chronisch-venöse Insuffizienz?
Typische Symptome:
-
Schwere- oder Spannungsgefühl in den Beinen, v. a. abends
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Ödeme (Beinschwellungen), anfangs reversibel
-
Besenreiser (Warnvenen) und Krampfadern (Varikosis)
-
Hautveränderungen: Atrophie blanche (weiße Narbenareale), Purpura jaune dócre (gelbbräunliche Pigmentierung)
-
Offene Beine (Ulcus cruris) in fortgeschrittenen Stadien
Basisdagnostik:
- Anamnese: Schwellungen, Belastungsschmerzen, Thromboseanamnese
- Inspektion und Palpation: Ödem, Hautbefund, Ulcus
- Duplexsonographie: Untersuchung des venösen Rückflusses zur Unterscheidung von primärer und sekundärer CVI, Bestimmung der Flussrichtung und Klappenfunktion
- Stadieneinteilung nach CEAP-Klassifikation
Wie wird chronisch-venöse Insuffizienz behandelt?
- Kausaltherapie
Das Ziel besteht darin, das Venensystem zu entlasten, den venösen Rückfluss zu verbessern und venöse Abflussstörungen zu beheben.
- Kompressionstherapie (Goldstandard):
- Kurzzugbinden, Mehrkomponentenverbände (z. B. phlebologische Kompressionsverbände)
- medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS, Klasse II–III)
- Wichtig: tägliche Tragezeiten und korrekte Anlageschulung
- Kontraindikationen beachten:
- dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III/IV)
- fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK, ABI < 0,5)
- Phlegmasia coerulea dolens
- Bewegungstherapie & Patientenschulung:
- tägliche Bewegung zur Aktivierung der Muskelpumpe
- Hochlagerung der Beine mehrmals täglich
- Anleitung zur Eigenpflege, Hautschutz, Inspektion gefährdeter Areale
- Begleittherapie
- venoaktive Medikamente (z. B. Flavonoide, Rutoside, Diosmin) zur Symptomlinderung möglich – nicht als Monotherapie geeignet
- lokale Wundbehandlung bei Ulcus cruris nach phasengerechtem Wundmanagement
- ggf. psychologische Betreuung bei chronischen Wunden und Lebensqualitätseinschränkungen
- Interventionelle und operative Verfahren
- präzise Indikationsstellung nach Duplexanalyse
- Sklerotherapie (Verödung) kleinerer Varizen
- endovenöse Thermoablationen (Laser, Radiofrequenz)
- Crossektomie und Stripping bei Stammvarikosis
CVI im Blick behalten: Vorbeugen & Verlauf kontrollieren
Eine CVI ist zwar nicht heilbar, aber mit frühzeitiger Erkennung, konsequenter Kompressionstherapie und gezieltem Lebensstilmanagement gut kontrollierbar. Regelmäßige Verlaufskontrollen und Rezidivprophylaxe sind essenziell, insbesondere nach TVT (tiefe Venenthrombose) – oder Veneneingriffen.
Gut zu wissen:
- CVI ist nicht heilbar, aber mit konsequenter Therapie gut kontrollierbar.
- Frühe Stadien erkennen spart Patient:innen viel Leid und verhindert schwere Komplikationen.
- Kontraindikationen der Kompressionstherapie: Dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III und IV), Fortgeschrittene PAVK (kritische Ischämie), Phlegmasia coerulea dolens
Merksatz für den Alltag
„ Starke Venen brauchen tägliche Kompression, gezielte Bewegung und gute Beobachtung.“
Für Patient:innen erklärt
Wenn die Venen in den Beinen nicht mehr richtig arbeiten, spricht man von einer „chronisch venösen Insuffizienz“ – kurz CVI. Die Venen sollen das Blut zum Herzen zurücktransportieren. Doch wenn die sogenannten Venenklappen nicht mehr richtig schließen, fließt das Blut zurück in die Beine. Dort staut es sich, was zu Schwellungen, schweren Beinen und mit der Zeit zu Hautveränderungen oder sogar offenen Wunden führen kann.
Besonders häufig betroffen sind Menschen, die viel stehen oder sitzen, ältere Personen oder Menschen mit Krampfadern.
Was hilft?
Druck von außen – zum Beispiel durch spezielle Kompressionsstrümpfe oder -verbände. Dieser Druck hilft dem Blut, besser zum Herzen zu fließen. Auch Bewegung ist wichtig: Spazierengehen, Fußgymnastik oder leichte Sportarten regen den Blutfluss an.
Gut zu wissen:
- CVI ist eine chronische Erkrankung – das heißt, sie bleibt bestehen. Aber mit der richtigen Behandlung lassen sich Beschwerden deutlich lindern.
- Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser kann man sie aufhalten.
- Wenn Sie Veränderungen an Ihren Beinen bemerken – wie Schwellungen, Verfärbungen oder Juckreiz – sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Häufige Fragen
zu Chronisch venöse Insuffizienz CVI (FAQ)
Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung der Beinvenen, bei der die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren. Dadurch staut sich Blut in den Beinen, was zu Schwellungen, Hautveränderungen und im fortgeschrittenen Stadium zu offenen Wunden führen kann.
Erste Anzeichen sind häufig müde, schwere oder gespannte Beine, insbesondere nach längerem Stehen oder Sitzen. Auch geschwollene Knöchel am Abend, sichtbare Krampfadern oder Hautverfärbungen können frühe Warnzeichen sein. Wenn die Beschwerden unbehandelt bleiben, kann sich ein sogenanntes „offenes Bein“ (Ulcus cruris) entwickeln.
Vor allem Menschen mit einem bewegungsarmen Alltag sind gefährdet, also Personen, die in Berufen viel sitzen oder stehen. Aber auch ältere Menschen, Schwangere, Übergewichtige sowie Personen mit Venenleiden oder Thrombosen in der Vorgeschichte zählen zur Risikogruppe.
Die Kompressionstherapie bildet den Kern der Behandlung und wird durch Bewegung, Gewichtsreduktion und gegebenenfalls medikamentöse Maßnahmen ergänzt. Bei Bedarf erfolgen interventionelle Eingriffe zur Sanierung insuffizienter Venen.
Nein, die Erkrankung gilt zwar als chronisch, ist bei richtiger Therapie aber gut behandel- und kontrollierbar. Eine konsequent angewandte Kompressionstherapie kann schwere Folgekomplikationen verhindern.
Das A und O ist die Kompressionstherapie, beispielsweise mit medizinischen Kompressionsstrümpfen oder -verbänden. Diese unterstützen den Blutfluss und lindern die Beschwerden. Bewegung, das regelmäßige Hochlagern der Beine, eine gesunde Ernährung und gegebenenfalls spezielle Medikamente ergänzen die Behandlung. In bestimmten Fällen können auch operative Eingriffe wie Verödung oder Laserbehandlung sinnvoll sein.
Quellen:
- Welti M. et al. „Effektivität der Kompressionstherapie bei CVI“. VASA. 2020;49(1):25–33.
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum. Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie (DGPL) [federführend]. Version 2024-01. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/037-009l_S2k_Diagnostik-Therapie-Ulcus-cruris-venosum__2024-01_1.pdf [Zugriff: 15. Juli 2025].
- Initiative Chronische Wunden (ICW) e. V. Online-Modul Wundwissen 14: Ulcus cruris venosum (UCV). PDF-Version, 2025. Verfügbar unter: https://www.icwunden.de/wp-content/uploads/2025/02/FINAL_OMW-14-UCV.pdf [Zugriff: 15. Juli 2025].