Biofilm
Biofilme entstehen, wenn sich Bakterien und andere Mikroorganismen in einer von ihnen selbst erzeugten Schleimmatrix auf der Wundoberfläche ansiedeln. Dadurch werden Heilungsprozesse erheblich behindert.
Was ist ein Bioflim?
Biofilme bestehen aus dichten Gemeinschaften von Mikroorganismen – meist Bakterien –, die in einer schleimigen Matrix aus Polysacchariden, Proteinen und extrazellulärer DNA eingebettet sind. Diese Matrix wird als exopolysaccharidische Substanz (EPS) bezeichnet und schützt die Mikroben effektiv vor Antibiotika und dem Immunsystem.
In der Wundheilung sind Biofilme besonders problematisch, da sie das Schließen der Wunde verzögern, das Risiko für Infektionen erhöhen und die Behandlung deutlich erschweren. Studien zeigen, dass in etwa 60–90 % der chronischen Wunden ein Biofilm nachweisbar ist (Goswami et al., 2023).
Warum Biofilme problematisch für die Wundheilung sind
Biofilme können die Wundheilung auf verschiedene Weise erschweren. Die darin enthaltenen Mikroorganismen sind in einer schleimigen Schutzmatrix, der sogenannten extrazellulären polimerischen Substanz (EPS), eingebettet. Diese Hülle verhindert das Eindringen von Antibiotika und Immunzellen, sodass die Erreger einen sicheren Rückzugsort finden und sich vor der Behandlung schützen können.
Darüber hinaus befinden sich die Mikroben im Biofilm oft in einem reduzierten Stoffwechselzustand. Sie wachsen und teilen sich langsamer als frei lebende Bakterien, was sie widerstandsfähiger gegen Wirkstoffe und Umweltbedingungen macht.
Ein weiteres wichtiges Merkmal ist das sogenannte Quorum Sensing: Hierbei handelt es sich um eine Form der bakteriellen Kommunikation, bei der sich Bakterien durch freigesetzte Signalmoleküle koordinieren. Dieses Zusammenspiel fördert ihr Überleben, unterstützt die Bildung von Resistenzen und reguliert die Expression von Genen, die Biofilme stabilisieren und schützen.
- Mechanismus
Blockiert das Eindringen von Antibiotika und Abwehrzellen
- Reduzierter Stoffwechsel
Langsam wachsender Zustand macht Mikroben robuster gegenüber Wirkstoffen
- Quorum Sensing
Bakterielle Kommunikation, die koordiniertes Überleben und Resistenzbildung unterstützt
Moderne Gegenstrategien im Überblick
Die effektivste Behandlung von Wunden, die von Biofilmen befallen sind, beginnt immer mit dem Débridement, also der mechanischen Entfernung von Biofilmen und abgestorbenem Gewebe. Dieser Schritt ist unerlässlich, um den Schutzmantel zu durchbrechen und anderen Therapien eine Chance zu geben.
Darüber hinaus kommen speziell entwickelte antibiofilmische Wundauflagen, wie beispielsweise Hydrogele oder antimikrobielle Verbände, zum Einsatz. Diese unterstützen aktiv die Disruption des Biofilms und hemmen dessen Neubildung.
Eine interdisziplinäre Betreuung ist ebenfalls entscheidend. Das bedeutet, dass die Wundheilung engmaschig kontrolliert wird und bei Bedarf antiseptische Mittel gezielt eingesetzt werden. Bei Infektionen kann auch eine ergänzende systemische Antibiotikatherapie erforderlich sein, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Wichtige Begriffe und Abkürzungen in der Biofilmtherapie:
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EPS (Extrazelluläre polymere Substanz): Schleimige Schutzmatrix, die Biofilme umgibt und vor Antibiotika sowie Immunabwehr schützt
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Reduzierter Stoffwechsel: Zustand langsamer wachsender Mikroorganismen im Biofilm, der deren Resistenz erhöht
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Quorum Sensing: Bakterielle Kommunikation zur Koordination von Überleben und Resistenzbildung
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Débridement: Mechanische Entfernung von Biofilmen und abgestorbenem Gewebe zur Verbesserung der Wundheilung
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Antibiofilmische Auflagen: Spezielle Verbände und Wundauflagen zur Disruption und Hemmung von Biofilmen
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Interdisziplinäre Betreuung: Engmaschige Wundüberwachung und gezielter Einsatz von antiseptischen und systemischen Therapien
Merksatz für den
Versorgungsalltag
„Biofilm ist unsichtbar, aber aktiv. Nur durch gezielte Entfernung und antibiofilmische Maßnahmen kann die Wunde wieder gesund werden.“
Für Patient:innen
erklärt
In einer chronischen Wunde können sich Keime in einer dicken Schleimschicht, dem sogenannten Biofilm, verstecken. Diese Schicht schützt die Keime vor Medikamenten und dem Immunsystem, sodass die Wunde nur sehr langsam heilt. Deshalb ist es wichtig, die Wunde gründlich zu reinigen und spezielle Verbände zu verwenden, die den Biofilm aufbrechen und so die Heilung fördern.
Häufige Fragen
zu Biofilm (FAQ)
Ein Biofilm ist eine Schleimstruktur, bestehend aus Mikroorganismen und EPS-Matrix, die schwer entfernbar ist und Heilungsprozesse hemmt.
In 60–90 % der chronischen Wunden ist ein Biofilm nachweisbar, der eine gestörte Heilung verursacht.
Dies geschieht durch mehrere Mechanismen: EPS-Matrix, verlangsamter Stoffwechsel und koordinierte Lebensweise via Quorum Sensing.
Visuell sind sie schwer erkennbar. Der Verdacht entsteht bei langsam heilenden Wunden. Die Diagnostik erfolgt in der Regel mithilfe professioneller Bewertungsverfahren oder Biopsien.
Mechanisch durch Débridement, gefolgt von spezialisierten Wundauflagen und gegebenenfalls einer systemischen Therapie.
Quellen:
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Goswami, Aakansha et al. „Biofilm and wound healing: from bench to bedside.“ European Journal of Medical Research 28 (2023): 157.
- DRACO. Biofilm in der Wundversorgung. Zugriff am 29. Juli 2025.
- DocCheck Flexikon. Biofilm – Definition. Zugriff am 29. Juli 2025.
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Biology Insights. What Is a Wound Biofilm and How Does It Affect Healing? Zugriff am 29. Juli 2025.