Warum ist Kompression wichtig
für die Wundheilung

Wenn Wunden einfach nicht heilen wollen, kann die richtige Kompression den entscheidenden Unterschied machen.

Inhaltsverzeichnis

1. Was hat Kompression mit Wundheilung zu tun?

Wenn von Wundversorgung die Rede ist, denken viele zuerst an Verbände, Salben oder antiseptische Lösungen. Doch gerade bei chronischen Wunden wie einem Ulcus cruris venosum spielt die Kompressionstherapie eine tragende Rolle. Warum? Weil die Ursache dieser Wunden häufig im venösen Gefäßsystem liegt – und nicht allein in der Haut.

2. Wie unterstützt Kompression den Heilungsprozess?

Die Kompression wirkt nicht direkt auf die Wunde, sondern auf das umliegende Gewebe und Blutgefäße. Durch gezielten Druck etwa durch Kompressionsverbände oder medizinischen Strümpfen – wird der Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen verbessert. Das reduzierte Stauungen, senkt den Gewerbedruck und schafft optimale Bedingungen für die Heilung. 

3. Wie Kompression wirkt – und warum sie für die Wunde so wichtig ist

Die Wirkung der Kompressionstherapie entfaltet sich nicht direkt auf der Wunde selbst, sondern über das umliegende Gewebe und die venösen Strukturen. Die Folge sind bessere Bedingungen für die Heilung, weniger Komplikationen und eine nachhaltige Versorgung. Im Folgenden sehen Sie, wie genau Kompression wirkt und was das für die Wunde bedeutet. Die wichtigsten Effekte im Überblick:

  • Förderung der Durchblutung:
    Dadurch gelangen mehr Sauerstoff und Nährstoffe an den Wundrand, was für die Zellregeneration und Heilung von großer Bedeutung ist.

  • Reduktion von Schwellungen:
    Weniger Flüssigkeit und Druck im Gewebe entlasten die Umgebung der Wunde und verringern Schmerzen sowie das Spannungsgefühl.

  • Entlastung der Venen und Lymphbahnen:
    Ein verbesserter Rückfluss sorgt für weniger Stauungen und optimiert die Versorgung des Gewebes.

  • Senkung der Entzündungsneigung:
    Kompression moduliert entzündliche Prozesse und unterstützt so den natürlichen Heilungsverlauf.

  • Rückfallprophylaxe
    Durch die Stabilisierung des Gewebes wird das Risiko erneuter Wundbildung deutlich reduziert (Rezidivprophylaxe).

4. Praxisbeispiel

Wundheilung mit Kompression
Frau Schneider ist 72 Jahre alt und lebt allein. Über Monate litt sie unter einer offenen, nässenden Wunde am linken Unterschenkel – diagnostiziert als Ulcus cruris venosum. Trotz täglicher Reinigung, Salben und Verbänden blieb der Heilungserfolg aus. Der Schmerz, Mobilitätseinschränkungen und die ständige Unsicherheit belastet sie zunehmend. 

Eine erfahrene Wundversorgerin aus unserem Team erkannte die Notwendigkeit einer strukturierten Kompressionstherapie. Sie versorgte die Wunde mit einem Pütter-Verband, übernahm die Kommunikation mit der Arztpraxis, dem Pflegedienst und schulte Frau Schneider zur Wirkungsweise und Handhabung. 

Bereits nach zwei Wochen waren die Schwellungen geringer und der Schmerz ließ nach. Sechs Wochen später war die Wunde nahezu vollständig geschlossen. Heute trägt Frau Schneider täglich ihre individuell angepassten Kompressionsstrümpfe und ist wieder mobil und schmerzfrei. 

Wundexpertin der OPED Wundversorgung legt einer älteren Patientin im häuslichen Umfeld fachgerecht einen Kompressionsverband an.

5. Was passiert ohne Kompression?

  • Chronische Wunden heilen deutlich langsamer oder gar nicht
  • Ödeme und Entzündungen bleiben bestehen
  • Es kann zu Hautverhärtungen oder neuen Wunden kommen
  • Schmerzen, Juckreiz und Infektionen nehmen zu
  • Das Risiko für dauerhafte Pflegebedürftigkeit steigt

Deshalb gilt: Ohne eine adäquate Kompressionstherapie bleiben viele Wunden trotz sonst optimaler Versorgung therapieresistent.

6. Für wen ist Kompression besonders wichtig?

  • Patient:innen mit venösen Ulzera (z.B. Ulcus cruris venosum)
  • Patient:innen mit chronisch-venöser Insuffizienz (CVI)
  • Personen mit Beinödemen oder Lymphstau 
  • Pflegebedürftige mit reduzierter Mobilität

In all diesen Fällen ist die regelmäßige und korrekt durchgeführte Kompressionstherapie essenziell. 

7. Fünf Tipps für die Praxis

Die Kompressionstherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von venösen Ulzera, insbesondere von Ulcus cruris venosum. Patient:innen mit chronisch-venöser Insuffizienz (CVI) profitieren besonders von einer regelmäßigen und korrekt durchgeführten Kompression. Diese unterstützt den venösen Rückfluss und fördert so den Heilungsprozess nachhaltig.

Auch Personen mit Beinödemen oder Lymphstau benötigen gezielte Kompression, um Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe zu reduzieren und ein Fortschreiten chronischer Wundverläufe zu vermeiden. Für pflegebedürftige Menschen mit reduzierter Mobilität ist Kompression ebenfalls essenziell, da Bewegungsmangel die Muskelpumpe hemmt. Die Muskelpumpe ist ein wichtiger Mechanismus für den venösen Rückfluss, dessen Hemmung das Risiko für Ödeme und stagnierende Wunden erhöht.

Kurz gesagt sorgt Kompression in all diesen Fällen dafür, dass die physiologischen Voraussetzungen für eine effektive Wundheilung geschaffen werden.

Ebenso wichtig wie die Anwendung selbst ist eine lückenlose Dokumentation. Sie dient sowohl der Qualitätssicherung als auch der interdisziplinären Kommunikation zwischen Pflege, Wundversorgung und dem ärztlichen Team.

Hinweis für die Praxis

Kompression ist keine Einheitslösung, sondern muss individuell angepasst werden. Achten Sie bei Patient:innen mit venösen Ulzera, chronisch-venöser Insuffizienz, Beinödemen oder eingeschränkter Mobilität auf Folgendes:

  • eine exakte Indikationsstellung,

  • passende Materialien (z. B. Kompressionsstrümpfe oder Mehrlagenverbände) sowie

  • eine strukturierte Anleitung für alle Beteiligten sind entscheidend.

Nur wenn Technik, Druckverlauf und Compliance der Patient:innen stimmen, entfaltet die Kompression ihre volle Wirkung.

8. Fazit

Kompression in der modernen Wundversorgung: Die Kompressionstherapie ist kein „Zusatz“, sondern ein zentraler Bestandteil in der Behandlung chronischer Wunden. Sie setzt dort an, wo viele andere Methoden an ihre Grenzen stoßen: beim venösen Rückfluss, der Druckverteilung im Gewebe und der Aktivierung physiologischer Heilungsprozesse. Richtig angewendet, verbessert Kompression die Heilung nachhaltig – und gibt Betroffenen ein Stück Lebensqualität zurück. 

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Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie Medizinische Kompressionstherapie bei Erkrankungen der Venen und Lymphgefäße (Leitlinien-Register Nr. 037-005). Düsseldorf: AWMF, Mai 2019. https://register.awmf.org/assets/guidelines/037-005l_S3k_Medizinische-Kompressionstherapie-MKS-PKV_2019-05_abgelaufen.pdf
  • Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Expertenstandard: Pflege von Menschen mit chronischen Wunden – Aktualisierung 2020 (Auszug). Osnabrück: DNQP, 2020. https://www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Expertenstandards/Chronische_Wunden/cWunden_2Akt_Auszug.pdf
  • Lorenz, Roxane. „Kompressionstherapie: Grundlagen, Materialien und Anwendung in der Wundversorgung.“ Draco Wundwissen. Zugriff am 4. August 2025. https://www.draco.de/wundwissen/kompressionstherapie/